„Wie Licht schmeckt“ ist ein Klassiker. Viele Schüler haben sie im Deutschunterricht gelesen, die Geschichte von Lukas und Sonja, haben miterlebt, wie das blinde Mädchen das Leben des Einzelgängers auf den Kopf stellt. Es ist ein schönes Buch, das bei den Schülern gut ankommt. Immer wieder wird, wenn die letzten Seiten gelesen wurden, die Forderung nach einem zweiten Teil laut. Die Schüler wollen wissen, wie es mit den beiden weitergeht. Ein gutes Zeichen.
Das Buch macht aber auch neugierig auf den Autor. Die Schüler wollen erfahren, ob er über eine Fortsetzung nachdenkt, ob er die Experimente, die Lukas durchführt, um nachzuvoll-ziehen, wie es ist, blind durchs Leben zu gehen, auch gemacht hat, ob er alle Schauplätze des Buches, das in München spielt, abgegangen ist, ob es das Restaurant, in dem Sonja arbeitet, auch wirklich gibt und vieles mehr.
Da kann man dann schon mal hingehen, zu so einer Autorenlesung, vielleicht werden einem ja diese Fragen beantwortet. Zumal Friedrich Ani aus dem Jugendbuch lesen wird. Man sitzt im Publikum und ist gespannt, welche Szene er sich ausgesucht hat. Der Schriftsteller beginnt zu lesen und man entdeckt die Handlung, die Figuren, die man eigentlich bereits kennt, noch einmal völlig neu. Durch seinen Vortrag werden die etwas verqueren Gedanken der Hauptfigur noch verquerer, man sitzt in der Turnhalle und lacht schallend über etwas, das man bereits mindestens zweimal gelesen hat, Schon allein dafür lohnt es sich, dort zu sitzen. Aber Friedrich Ani hat nicht nur durch seinen Vortrag fasziniert, er hat auch offen und ehrlich auf alle Fragen der Schüler geantwortet und zu ihrer großen Freude auch angedeutet, dass er über ein Fortsetzung der Geschichte von Sonja und Lukas nachdenkt.
„Wie Licht schmeckt“ ist aber bei weitem nicht das einzige Werk des Autors. Neben seiner Arbeit als Kulturjournalist, Polizeireporter und Drehbuchautor für die Fernsehserien „Tatort“ und „Ein Fall für zwei“ ist er vor allem durch seine Kriminalromane um den Kommissar Tabor Süden bekannt geworden. Für vier dieser Romane um den Vermisstenfahnder erhielt Friedrich Ani den Deutschen Krimipreis. Auf die Frage „Warum Krimis?“ hat Herr Ani in einem Interview geantwortet „Der Kriminalroman zwingt zum Hinschauen in die Gegenwart, das Drama des in seinem Lebenszimmer gefangenen Menschen gelingt mir mit dem Krimi am besten, ohne dass es mir auf Mord und Totschlag und spektakuläre Plots ankäme. In meinen Krimis bestimmen die Langsamkeit und das Schweigen den Handlungsablauf, wobei ein gewisses Maß an genreüblicher Spannung unerlässlich bleiben muss. Darüber hinausn lassen sich im Genre Krimi immer wieder neue Türen öffnen. So beschäftige ich mich fast ausschließlich mit Verschwundenen und Vermissten und der Suche nach ihnen.“
Derselbe Schriftsteller dann nach der Lesung in der Küche im Lehrerzimmer. Die Fragen der Schüler vom Leistungskurs Deutsch erst verhalten, dann ohne Scheu. Man darf endlich die wunderbaren Häppchen essen, die Frau Fischer mit Hilfe des LK-Deutsch 12 gezaubert hat, trinkt Bier oder Wein und Friedrich Ani muss noch einmal kauend erklären, wie das ist mit den Romanfiguren, die sich „melden“ bei ihm, die er nicht „wegschicken kann“, um sie dann schließlich für sein nächstes Werk zu „verwenden“. Ein interessanter und kurzweiliger Abend geht spät zu Ende, Gläser und Flaschen sind leer, die Häppchen weg und wo ist Friedrich Ani?
Der Abend ist auch am nächsten Tag Gesprächsstoff Nummer eins und alle, die dabei sein durften sind sich einig – es lohnt sich, diesen Schriftsteller genauer anzuschauen!
Gedankt sei allen, die zu diesem gelungenen Abend beigetragen haben, besonders den Kolleginnen und Kollegen aus dem Redaktionsteam, Frau Kunder, Frau Pfefferkorn, Herrn Schumertl und Frau Farallo. Frau Fischer als Ehrenmitglied der Fachschaft Deutsch kommt sicherlich eine Hauptrolle im nächsten Ani-Krimi zu, bei unserem Literaturprojekt jedenfalls hatte sie sie bereits – herzlichen Dank für die große Hilfe!. Auch der AG Technik ein großes Lob für die professionelle und atmosphärische Gestaltung des Abends und den unermüdlichen Einsatz im Vorfeld!
Lassen wir zum Abschluss noch einmal Friedrich Ani selbst zu Wort kommen: „Ich glaube, dass ich ein Kind bin, wenn ich schreibe und auch manchmal, wenn ich über Erwachsene schreibe. Ich habe festgestellt, dass der Beruf des Schriftstellers tatsächlich so ist, als würde man von Beruf Kind sein. Als würde man ein Leben führen, dass aus einem Großteil Naivität, aus Staunen und aus Gefühlen besteht, die man versucht zu begreifen, in den Griff zu bekommen und in Worte zu fassen. Wenn man das als Autor zulässt, dann kann man, glaube ich, ganz viele Dinge entdecken – auch für sich selbst.“
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