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Oberstufentheater















Für unsere diesjährige Theaterproduktion haben wir das Thema der Schultheater der Länder ( Festival auf Bundesebene ) „Theater und Neue Medien“ als große Herausforderung angenommen und mit reichlich Lust und Kreativität nach Verbindungsstellen zwischen diesen beiden Bereichen gesucht.
Vor heimischen Publikum haben wir unser Stück erfolgreich vom 21. bis 24. Juni im Theatersaal unseres externen Partners ( danke Janis für alles!!! ) in der Taverne Odyssee gezeigt.
Als Krönung wurden wir für die Bayerischen Theatertage ausgewählt und gehörten zu den 10 Gruppen aus Bayern, die ihre Produktion in der letzten Schulwoche in Unterschleißheim zeigen durften.


sea.sons@nd.daughters

Unser Stück ist eine Bild-, Text-, Klang- und Musikcollage mit Versatzstücken aus den unterschiedlichen Medien.

Wir mischen die Rollen des Konsumenten und Produzenten.
Mit digitalen Häppchen, eigenen Videoaufnahmen, Ausschnitten aus einschlägiger Weltliteratur und vornehmlich eigenen Musikkompositionen gestalten wir einen „Theaterclip“ zu elementaren Fragen des Menschseins ( Macht und Ohnmacht, Gewalt, Sehnsucht, Begierde, Liebe und Hass, Leben und Tod ).

Literarisch spannen wir einen weiten Bogen von der biblischen Vertreibung aus dem Paradies über Homers Sirenen in der Odyssee, Ovids Metamorphosen ( Raub der Proserpina ) und Ars amatoria bis hin zu Goethes Monodrama Proserpina.

Proserpina und Pluto sind einem saisonalen Wechselspiel ausgesetzt. Sie wandern zwischen den Welten und überschreiten Grenzen. Die Parallelwelt zeigt sich als Gedankenspiel, sehnsüchtiges und bedrohliches Traumtableau oder als Bereitschaft, innere Abgründe auszuloten und in eigene Tiefen hinabzutauchen.

Die Dramaturgie ist bewusst offen angelegt und bedient sich filmischer Arbeitsweisen. Der Erzählstrang springt hin und her. Es gibt Rückblenden, Vermischungen, Überlagerungen, unterschiedliche Rhythmen und Soundtracks.
Der Zuschauer kann die einzelnen Szenen und Stimmungen assoziativ auf sich wirken lassen. Er wird mit Widersprüchen und Ambivalenzen konfrontiert, die er selbst lösen muss.

Thematische Annäherung:

- Wie entsteht Gewalt:
Ist sie lediglich eine Reaktion auf Unglück und Aussichtslosigkeit? Oder gibt es auch ein gewisses Maß an Destruktionslust in jedem von uns?

- Genderfrage/ Geschlechtergerechtigkeit:
Wir sind immer zugleich Jäger und Gejagte, mächtig und ohnmächtig.
Es geht um das Spiel mit der Identitätssteuerung und sich ständig verändernder Machtgefühle.

- Seasons:
Die unterschiedlichen Stimmungen der Jahreszeiten verweisen auf das stetige Wechselbad der Gefühle.

- Sea sons and daughters:
Dem Element Wasser als Ursprung allen Lebens wird eine wichtige Rolle zugeteilt. Es beinhaltet das Motiv der Spiegelung, Bewegung und Veränderung. Es ist lebensspendend aber auch todbringend.

Das Meer dient auf vielfältige Weise als Spiegelung menschlicher Gefühle: als Ort der Kindheit, Heimat, es steht für Geborgenheit, maritime Trunkenheit, Liebe und Glück. Oder als Ort der Wandlung und Wildheit, der Bedrohung und des Todes.
Die Sehnsucht nach dem Meer beinhaltet immer eine gewisse Ambivalenz.
Alles ist im Fluss. Brechen wir auf zu neuen Ufern? Überschreiten wir die Grenze
zwischen Oberfläche und Tiefgründigen?

Wir versuchen zwischen lyrischer Strenge und lauter Ausgelassenheit die Grenzen zwischen Sein und Schein, zwischen Traum und Wirklichkeit fließend zu machen und kontrastieren im freien Spiel Ovids Witz, Humor und Sinnlichkeit mit Goethes Schwere, Tragik und Ausweglosigkeit.

Projektionen

Der Bühnenraum wird durch Film- und Bildsequenzen geöffnet für äußere Räume
( Landschaft, Wasser, Natur, Jahreszeiten ) und innere Räume ( Träume, Sehnsüchte, Ängste ). Die Einspielungen erfolgen auf unterschiedliche Bildträger wie Papphocker, Styropor, Stoffbahnen, Schauspieler und Wände. Die Clipartigkeit des Stücks wird durch eine Mischung aus selbstproduziertem Material und collageähnlich zusammengefügten Sequenzen aus dem Fernsehen verstärkt. Liveschaltungen auf der Bühne sollen dem Zuschauer eine zusätzliche Perspektive verschaffen. Schauspieler werden zum Kameramann, surfen im Internet und spielen Tetris. Durch mehrere Beamer bleiben die Einspielungen nicht zweidimensional flach, sondern werden selbst Teil des Beleuchtungskonzepts und tauchen die Bühne in ein vielfältiges Formen- und Farbenspiel. Um eine besondere Dynamik zu erzeugen, wurde auf eine statische Leinwand bewusst verzichtet.
Sämtliche Einspielungen und das Bewerbungsvideo ( es zeigt Szene 1 bis 8 ) wurden von einem Schüler aus dem GK Theater K12 im Rahmen seiner Facharbeit im LK Kunst erstellt.


Musik

Die Theatermusik ist wieder eigens für unsere Produktion komponiert, wobei wir beim Frühlings- und Sirenen-Gesang Stücke der beiden finnischen Gruppen „Rajaton“ und „Värttina“ arrangiert haben. In der Besetzung der Live-Musik stehen Schlagwerk und Bläser für das feurige Element ( Pluto, Ceres’ Zorn ), Vibraphon und Klavier für das Element Wasser ( Cyane ), Gitarre und indisches Harmonium runden den Klang ab. Der musikalische Einsatz der Stimme geht vom rhythmisierten chorischen Sprechen, dem adäquaten Medium für Ovids Texte, über Proserpinas einleitendes wortloses Lamento bis zum mehrstimmigen Gesang. Eine weitere musikalische Ebene bilden computergenerierte Sample-Soundtracks, über die wir akustisch die Unterwelt betreten.

Maria Teuber



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